Menschen der Geschichte

Jean de Béthencourt

Seine Herkunft

Jean de Béthencourt war ein normannischer Adliger, der 1362 in Grainville-la Teinturiére in der französischen Normandie geboren wurde. Er war der Sohn von Marie de Bracquemont und Jean de Béthencourt.

Béthencourt heiratete am 30. Januar 1392 Jeanne de Fayel. Sein einst gutes Verhältnis zum französischen König Karl VI. änderte sich. Er fiel in Ungnade, wurde mehrfach angeklagt und war stark verschuldet. In dieser Zeit knüpfte es erste Beziehungen zum kastilischen Hof, die sich im Laufe der Zeit immer weiter vertieften.

Die Eroberung der Kanaren

König Heinrich III. von Kastilien befahl ihm, unter dem Deckmantel der christlichen Missionierung, auf den Kanaren seinem doch eher wirtschaftlichen Interesse nachzugehen.

Für Béthencourt eine Herausforderung, der er sich gerne stellte. Um das Unternehmen zu finanzieren verkaufte er Im Dezember 1401 sein Haus in Paris und viele andere seiner Besitztümer. Da die Summe für eine Expedition dieses Ausmaßes noch immer nicht ausreichte, leistete Robert de Braquemont – Onkel von Béthancourt – noch den entscheidenden Beitrag, der für die Gesamtfinanzierung notwendig war.

Am 01. Mai 1402 war es dann soweit. Béthencourt brach, von La Rochelle auf in Richtung Cadiz. An seiner Seite sein Gefährte Gaifer de la Salle.
Hier auf dem letzten Flecken spanischen Festland desertierten viele der angeworbenen Soldaten, weil sie schlichtweg Angst hatten vor dem, was sie erwartete. So blieben Béthencourt und La Salles nur ein paar Soldaten und enge Gefolgsleute.
Im Juli 1402 stachen sie von Cadiz aus in See.
Getarnt und dem Deckmantel eines Kreuzzuges, ging es Béthancourt nicht hauptsächlich darum, die Guanchen zu missionieren – sein Ziel war es vielmehr, die Kanarischen Insel zu erobern.
Mit an Bord waren auch der Franziskanermönch und Kaplan Pierre Bontier und der Kaplan Jean Le Verrier, der später Priester auf Fuerteventura wurde.
Nach acht Tagen Überfahrt erreichten sie die kleine Insel Graciosa.

Lanzarote

Ende Juli 1402 setzte Béthencourt mit einigen Soldaten uns den Geistlichen nach Lanzarote über. Diese Insel hieß bei den Einheimischen  Titeroygatra. Die Eroberung der Insel lief anders als geplant und die Ereignisse überschlugen sich.
Schließlich gab der Guanchenkönig Guadarfia jedoch auf und ließ sich taufen.

Fuerteventura

Nach der Eroberung der Insel Lanzarote begann Bénthencourt 1404 mit der Eroberung von Fuerteventura. Hilfe bekam Béthencourt hier vom ehemaligen Guanchenkönig Guardafia von Lanzarote. Lanzarote war in zwei Königreiche aufgeteilt – Maxorata mit König Guize und Gandia mit König Ayoze. Auch hier gab es mehrere blutige Schlachten, die jedoch mit der Taufe  der beiden Könige Guiz am 18. Januar 1405 und Ayoze am 25. Januar der gleichen Jahres und deren Gefolge endeten.
Die zeitweilige Hauptstadt Betancuria trägt noch heute Béthencourts Namen.

La Gomera

Die Eroberung von La Gomera stellte Béthencourt vor ungeahnte Schwierigkeiten. Hier hatten sich die vier damaligen Stämme der Insel in den Bergen und Schluchten der Insel verschanzt. Die Königreiche waren Agana, Hipalán, Malaqua und Orone. Trotz größter Anstrengungen gelang es Béthencourt 1404 nur die Königreiche Agana und Hipalán einzunehmen. Der Widerstand der beiden anderen Stämme war so groß, dass es auch Béthencourts Neffen Maciot nicht gelang, diese zu unterwerfen.
Erst 80 Jahre später und nach dem Ende der despotischen Herrschaft des Feudalherren Hernán Peraza konnte die Insel La Gomera unterworfen werden. Daher kann man hier nicht von einer Eroberung der gesamten Insel durch Béthancourt sprechen.

El Hierro

Die vierte Insel, die Béthancourt auf seiner Eroberungsliste hatte war El Hierro. Diese Insel, auf der er 1405 landete war sehr dünn besiedelt. Mit einer List , vielen Lügen und ohne auch je eine Schlacht geführt zu haben, brachte Béthencourt den König Armiche und all seine Getreuen dazu, sich am Strand von Naos zu unterwerfen.
Doch entgegen seinen Versprechungen, die Ureinwohner wie Verbündete zu behandeln, nahm Béthancourt umgehend die Guanchen gefangen. Erstmals im Leben der Menschen von El Hierro erlebten diese nun Gewalt. Béthancourt und seine Leute versklavten die Männer und nahmen ihre Frauen in ihren Besitz.

Gran Canaria und La Palma


Die Eroberung dieser Inseln – der Hälfte des kanarischen Archipels – hatte vier Jahre gedauert. Ein Versuch Gran Canaria zu erobern scheiterte 1405, auch La Palma konnte er nicht unterwerfen.

Nach den Eroberungen


Am 15. Dezember 1406 kehrte Béthancourt als reicher Mann nach Europa zurück. Ein Reichtum, den er wohl auch schnell wieder verloren haben sollte. Die Intrigen, mit denen Béthancourt im Laufe der Jahre vieles erreicht hatte, sollten jedoch auch nach seiner Rückkehr auf das Festland nicht aufhören. So nahm er seinem Gefährten La Salle alle Rechte an den Insel ab. Dieser hatte sich diese Rechte schwer erkämpft, war er es doch, der hauptsächlich für die militärischen Erfolge bei den Eroberungen verantwortlich war.

Am 16. Mai 1419 schworen Béthencourt und König Heinrich V. den Lehnseid. Auf Grund der erfolgreichen Christianisierung erhielt Béthencourt eine Audienz bei Papst Innozenz VII. und kehrte über Florenz – wo er von der Regierung gefeiert wurde – und Paris zurück in seinen Geburtsort. Dort erkrankte er und verstarb 1425.
Jean de Béthencourt wurde in der Kirche seines Heimatortes beigesetzt.