Das Leben ohne Tourismus

kanarisches Handwerk

In früheren Zeiten lag auf dem Handwerk kein besonders hoher Stellenwert. Es war eher eine Art von notwendiger Ergänzung für den Bereich der Landwirtschaft. Diese war immer vordergründig, das sie das Überleben der Menschen auf der Insel gesichert hat.

Der Wandel der Zeit hat auch einen Wandel im Bereich des Handwerks mit sich gebracht. Interessanterweise haben sich die Inselregionen in unterschiedlichen handwerklichen Tätigkeiten spezialisiert.
So findet man im Süden und im Südosten der Insel die handwerklichen Traditionen, die rund um das Thema Land- und Viehwirtschaft zu Hause sind. Rund um die Inselhauptstadt Santa Cruz und im Norden der Insel ist hauptsächlich die handwerklichen Bereiche vordergründig, die in enger Verbindung mit dem Gesellschaftsleben stehen. Hauptsächlich ist das der Bereich der Textilarbeiten. Der Norden der Insel war schon immer reicher als der Süden (schon allein auf Grund der Vegetation und der sich daraus ergebenden Vorteile). Insbesondere die Ortschaften La Orotava und La Laguna haben sich bis in die heutige Zeit hinein eine überaus bedeutende textile Handwerks-Tradition erhalten.

Das Töpferhandwerk – ebenfalls ein Erbe der traditionellen Techniken der Guanchen – ist wiederum mehr im Süden und im Südosten der Insel (Candelaria, Santiago del Teide) heimisch. Im Norden hingegen findet man die Töpferei nur noch in wenigen Gemeinden – so u.a. in La Guancha oder auch in La Victoria.

Ein ganz besonderes kulturelles Erbe bilden noch heute die Holzarbeiten der ortsansässigen Schreiner und Zimmerer. Ob das nun in Herrenhäusern, in Kirchen oder in Patios ist, ob es nun die wundervollen Balkone, Treppenhäuser, Dächer, Treppengeländer, Holzkassettendecken, Möbel, Küchenutensilien Truhen und vieles mehr sind, dieses traditionelle Handwerk hat auf der ganzen Insel Bedeutendes hervorgebracht und tut dies bis heute.

Ähnlich verhält es sich auch mit dem Handwerk der Instrumenten-Herstellung. Die Handwerker der Musikinstrumenten-Herstellung haben von jeher großes für die traditionelle Folklore-Musik der Insel beigetragen. Sie waren diejenigen, die die volkstümlichen Instrumente, wie zum Beispiel die „Timples“ (eine kleine kanarische Gitarre), die Trommeln, die „Chácaras“ (traditionelle kanarische Kastagnetten) und auch die „Sandungas“ gebaut haben.

Bis in die heutige Zeit hinein hat sich auch das Handwerk der Korbflechterei seinen Platz erhalten. Die Korbwaren wurden und werden noch heute aus Schilfrohr, Korbweide, Kastanien oder auch aus Zuckerrohr hergestellt. Sie waren ein wichtiger Bestandteil sowohl in der traditionellen Landwirtschaft als auch im häuslichen Leben der Menschen. Denn sie waren die optimalen Transportbehälter rund um das tägliche Leben.
Fährt man mit offenen Augen über die Insel, so begegnen einem noch heute Korbmacher, die an den Straßenrändern sitzen und ihre Waren herstellen und verkaufen.
Wer hier ein solches Andenken mit heim nimmt, der kann sich sicher sein, ein Stück kanarische Handwerkskunst in den Händen zu halten.

Zum Bereich des Maurerhandwerks und anderer verwandter Berufe auf der Insel zählen die Steingewinnung, die Gravierung und deren „Platzierung“ in großen, aber auch in kleinen Häusern, sowie an Balkonen und Terrassen.
Die Steinmetze und Maurer haben mit ihrem Handwerk eine Tradition geschaffen, die die Rohstoffe, die die Natur bietet optimal nutzt (Natursteinplatten, Tuffstein und auch Basaltstein) und wunderbar in Einklang bringt mit der Gestaltung der Häuser und Anlagen auf der Insel. Sie haben der Insellandschaft seit jeher ein neues, ein anderes Bild gegeben. Auch dieses Handwerk sollte weiterhin fest in seinen Traditionen verwurzelt bleiben. Denn nur dann hat das Bild der Insel die Chance wieder kanarisch zu werden und zu bleiben.

Weitere auf Teneriffa verwurzelte Handwerksberufe sind die des Lebensmittelhandwerks (Metzgerei, Wurstwaren, Soßen, Teigtaschen, Marmelade, Zuckerwaren, Nougat, Brot … usw.) die des Konditorhandwerks (Teneriffa ist berühmt für seine süßen, schmackhaften und vielfältigen Kuchen und Gebäckstücke), die der Ledermanufakturen – ebenfalls ein Erbe aus der Zeit der Guanchen – in denen unter anderem traditionelle Hirtentaschen, Weinschläuche oder auch Trommelfelle hergestellt werden, das Handwerk der Messerherstellung, das Schmiedehandwerk und das Handwerk des Tabakanbaus und der Zigarrenherstellung.

All diese Handwerksberufe haben ein für die Insel und ihre Bewohner wichtiges kulturelles Erbe hervorgebracht. Dies in Form von allerlei Gerätschaften – wie zum Beispiel Keltern, Webstühle, Brotöfen … usw., Traditionen – wie zum Beispiel traditionelle Trachten, Feste, Ferias, Romerias, … usw., und kulturelle Bräuche – hier unter anderem Schlachtfeste, Süßwarenstände auf den Volksfesten, Weizen-, Wein- und Mandelernte … und vieles mehr.

Auf der Insel Teneriffa wird alles daran gesetzt, dieses bedeutende und wertvolle Kulturgut in vollem Umfang zu schützen, zu erhalten und weiterhin auszubauen. Daher werden immer wieder Kunsthandwerksmärkte und Treffen von Kunsthandwerkern veranstaltet. Hier haben nicht nur die Hersteller die Möglichkeiten ihre hergestellten Waren zu präsentieren und zu verkaufen, sondern die Besucher haben zudem die Chance die traditionellen Produkte der Insel zu bestaunen und zu genießen. Zudem erhält man einen wunderbaren Einblick in die teilweise schon seit Jahrhunderten existierenden Erfahrungen und Herstellungsverfahren und die Art und Weise der Perfektionierung der alten Handwerkskunst.
Insgesamt gibt es rund 20 Ferias (Messen), die in den verschiedensten Gemeinden der Insel veranstaltet werden, und bei denen die traditionelle Handwerkskunst im Vordergrund steht.