Traditionelle Sportarten und Spiele

Lucha Canaria – Kanarischer Ringkampf

Sie gilt als die beliebteste Sportart auf den Kanarischen Inseln - „Lucha Canaria“ - der kanarische Ringkampf.

Hierbei handelt es sich um eine uralte Form des Ringkampfs, die auch auf die Zeit zurück geht, in der die Inseln noch den Guanchen gehörten und von ihnen bewohnt waren. „Lucha Canaria“ diente schon immer zur Lösung von Konflikten und ist heute ein einzigartiges und einmaliges Kulturerbe.

Heute wird diese Form des Ringkampfes mit Stolz und Ehre auf allen Kanarischen Inseln betrieben. Sie ist die bekannteste traditionelle Sportart, die auf den Kanaren ausgeübt wird.

Auch auf Teneriffa gibt es sehr viele Vereine, in denen man diesen Sport erlernen und trainieren kann und in denen die alten Traditionen dieses Ringkampfes mit viel Liebe am Leben erhalten werden.

Set 1943 wird der „Lucha canaria“ durch den Verband „Federación de Lucha Canaria“ organisiert. Wer sich einen Überblick über die einzelnen Vereine, die Kämpfe und die Termine verschaffen will, der kann dies am Besten über das „Red Social de la Lucha Canaria“ unter www.luchacanaria.info tun.

Wie populär diese Sportart heute wieder ist zeigt sich am Besten an Zahlen. So soll es auf dem gesamten Kanarischen Archipel mehr als 4000 Lucha-Kämpfer geben, die in über 100 Vereinen organisiert sind.
Und was dem Deutschen sein Fußball, ist dem Canario sein „Lucha canaria“. Denn hierzulande werden die Profikämpfe im Fernsehen übertragen und bei diesen Übertragungen haben die Fußballspiele meist das Nachsehen. Und auch die Tageszeitungen berichten immer am Montag über die neusten Ergebnisse der Wettkämpfe.
Und so wie in Deutschland herausragende Fußballer als Helden und Vorbilder gefeiert werden, sind es auf den Kanaren die herausragenden Luchaderos – so nennen sich die Kämpfer -, die als Regionalhelden gefeiert werden.

Wie schon erwähnt, so ist der „Lucha canaria“ ein traditionelles Erbe der kanarischen Ureinwohner. Dies wird durch die verschiedensten Quellen eindeutig belegt.

„J. P. Camacho schreibt in seinem Buch über die Guanchen, dass die erste historische Erwähnung der Lucha Canaria aus dem Jahr 1420 in der königlichen Chronik von Juan II von Kastilien stamme. Doch betrieben hätten die Guanchen diese weit früher, hunderte von Jahren vor unserer Zeitrechnung. Die Ureinwohner der kanarischen Inseln sollen sich in einer sehr guten körperlichen Verfassung befunden haben. Sie sollen ihre Kinder bereits im frühesten Alter in allen möglichen Sportarten trainiert haben, die sie für das Überleben auf den Inseln benötigten. Die uralte Form des Lucha Canaria diente den Ureinwohnern einst zur Verteidigung, zur Körperertüchtigung und auch zur Lösung von Alltagskonflikten. Auf diese Weise wurden in alter Zeit zum Beispiel Streitereien um Ländereien oder Familienzwiste „gelöst“.“

Der „Lucha Canaria“ wird in einem Ring – Terrero - mit einem Radius von 10 Metern ausgeführt, der mit Sand ausgestreut ist. Die Ringer, beide barfuß, stehen sich Schulter an Schulter gegenüber und greifen an das aufgekrempelte Hosenbein des jeweils Anderen. Aus dieser Ausgangsposition heraus versuchen die Ringer nun, ihren Gegner in kürzester Zeit zu Fall zu bringen. Dabei darf der Kreis nicht übertreten werden und zudem muss der gegnerische Ringer auch noch so zu Fall gebracht werden, dass seine Füße nicht den Boden berühren. Das bedeutet so viel, dass der Gegner mit einem anderen Körperteil auf dem Boden aufkommen muss, als mit den Füßen. Schläge und Tritte sind dabei auf keinen Fall erlaubt.

Dieses Ziel zu erreichen ist nicht unbedingt einfach. Es braucht schon jede Menge Erfahrung, Geschick, Kraft und vor allem das Anwenden spezieller Techniken, um den Gegner regelkonform „in den Sand zu legen“. Gelingt einem Kämpfer dies mehr als einmal, so hat der Gegner verloren und der Kämpfer verlässt als Sieger den Kreis.

Der Kampf besitzt neben dem reinen Ringen eine zeremonielle Komponente. Diese erinnert auf Grund verschiedener „Höflichkeitsrituale“ an einige asiatische Kampfsportarten. So reicht der Sieger dem Verlierer die Hand um ihm aufzuhelfen, umarmt ihn und begleitet ihn zu seinem Platz zurück. Dies gilt als ein Zeichen der Ehre und Anerkennung für die Leistung des Gegners, auch wenn dieser den Kampf verloren hat.

Auch wenn es sich im ersten Moment nicht so anhört oder auch, wenn es nicht gleich den Anschein macht, so ist „Lucha canaria“ kein Einzel- sondern ein Mannschaftssport.
Es kämpfen immer zwei Mannschaften mit je 12 Kämpfern gegeneinander. Dabei stehen sich immer zwei gegnerische Ringer gegenüber, die in drei Runden gegeneinander abtreten. Gewonnen hat, wer mindestens zwei der drei Runden für sich entscheiden konnte.

Wurde dieser Sport früher ausschließlich von Männern betrieben, so gibt es heute immer mehr Frauen, die Gefallen an „Lucha canaria“ gefunden haben und die neben einem intensiven Training auch an den großen und kleineren Wettkämpfen teilnehmen.