Masca-Teneriffa

Wie schnell die Entwicklung auf der Sonneninsel Teneriffa voran geschritten ist, ist an dem einst ruhigen, verstecktem und verschlafenen Dörfchen Masca zu sehen.

Masca ( spyn. Mascara – Maske, Larve, daher evtl. „das versteckte Dorf“) ist ein kleines Bergdorf im Nordwesten der Insel. Nun, Masca nur als kleines Bergdorf zu bezeichnen ist nicht ausreichend und gibt auch nicht wieder, was Besucher hier erwartet. Denn dieses idyllisch gelegene, romantische Bergdörfchen hat sich im Laufe der letzten Jahre zu einem wichtigen Besuchermagnet entwickelt.

Es ist noch gar nicht so viele Jahre her, dass Aufstieg zum Ort nur mit Eseln oder Pferden möglich war. Denn die asphaltierte Straße, die heute die vielen Touristen in den Ort bringen, ist noch nicht sehr alt. Jeden Tag aufs neue fahren vielen Busse die serpentinen-förmige Straße hinauf. Man braucht schon einen guten Magen oder Reisetabletten, um diese schöne und doch etwas andere Bustour gut zu überstehen.
 
Aber was macht den Ort in den Bergen so interessant?

Es ist die Masca-Schlucht. Ein wundervolles und schönes Tal, das täglich viele Wanderer anlockt und in seinen Bann zieht. Die Schönheit von Flora und Fauna ist hier atemberaubend und hinterlässt einen unvergesslichen Eindruck.

Masca – das versteckte und verwunschene Dorf diente im 18. und 19. Jahrhundert als Versteck für Piraten. Der einsame Strand lockte die Piraten der Kanaren an. Sie wanderten und kletterten die Masca-Schlucht hinauf und versteckten sich und ihre Beute in den Bergen, den Felsen und den Höhlen des Teno-Gebirges. Die wunderbare und einzigartige Natur, die Felsen und die Gegebenheiten der Schlucht boten Unmengen von Verstecken und Möglichkeiten, nicht gefunden zu werden.

Eine andere Begründung, warum der Ort Masca auch als verwunschenes oder verstecktes Dorf genannt wird, liegt ebenfalls in der Geschichte des Ortes begründet. Allerdings in der neuen Geschichte. Denn bis in die 1980er Jahre hinein, konnte dieses beschauliche und ruhige Dorf nur zu Fuß oder mit dem Esel oder Pferd erreicht werden. Eine Straße, die groß und breit genug gewesen wäre, dass darauf hätte ein Auto fahren können, gab es nicht. Und an Busse, die den Ort täglich anfahren, war zu dieser Zeit nicht zu denken. So lag dieses Bergdorf lange unbeachtet in den Bergen des Gebirges und die Menschen die dort lebten, führten ein ruhiges, beschauliches und vor allem stressfreies Leben. Hektik und Lärm waren ihnen fremd. Sie gingen hauptsächlich ihren landwirtschaftlichen Tätigkeiten nach und der Kontakt zu anderen Dörfern und zum Rest der Insel hielt sich in Grenzen.

Vom 31. Juli bis zum 03. August 2007 wurde der Ort und die Insel von einer großen Katastrophe heimgesucht. Ein großer Waldbrand zerstörte vor allem auch die Vegetation – zahlreiche Palmen, Bäume und Pflanzen –  und einige Gebäude von Masca. Das Feuer kam aus Richtung der Berge und konnte nur mir Hilfe von Helikoptern gelöscht werden. Trotz größter Bemühungen konnte nicht verhindert werden, dass vier Häuser und die alte Schule, in der sich ein Restaurant befand, zerstört wurden. Der Ort hat den Wiederaufbau aus eigener Kraft geschafft und so können die Bewohner mit Recht sagen, dass sie wieder an einem der schönsten Fleckchen der Insel wohnen.

Der Ort Masca liegt in einem Vulkankrater des Teno-Gebirges in ca. 800 Metern Höhe. Der Ort kann gut mit Bussen erreicht werden. Auch Bootstouren werden vom oder zum Strand von Masca angeboten.

Die Natur zeigt sich hier mal wieder von ihrer allerbesten und üppigsten Seite. Hier fühlen sich Bäume, Sträucher, Pflanzen und die verschiedensten Tierarten besonders wohl. So finden sich hier sehr viele verschiedene Eidechsenarten, die über das Gestein und die Felsen flitzen, oder sich einfach auch mal faul in die Sonne legen. Auch unterschiedlichste Vogel- oder Taubenarten sind hier zu beobachten. Und dass alles wird gekrönt von einer schier nicht enden wollenden Vegetation. Überall gedeihen die prachtvollsten Pflanzen, die größten und schönsten Palmen, die herrlichsten Bäume und die Blumen prahlen mit ihren einmaligen und buntesten Farben.  Alles steckt sich der Sonne entgegen und jeder Sonnenstrahl wird eingesaugt wie pure Lebensenergie.  Auf Grund des besonderen Klimas auf der Insel gibt es hier viele endemische Pflanzen, die nur noch auf Teneriffa beheimatet sind. Diese Pflanzen gilt es zu schützen und so ist jeder Besucher angehalten, die Umwelt und die Natur auf eine ganz besondere Art und Weise zu schätzen und seinen eigenen kleinen Beitrag für deren Erhaltung beizusteuern. Dies bedeutet, dass Abfälle mit genommen werden und nicht in der Schlucht belassen werden dürfen.

In den 80 Häusern des Ortes wohnen noch ungefähr 100 Einwohner. Die Häuser, die mit einfachsten Mitteln errichtet wurden, haben eine beeindruckende Bauweise. Besonders interessant sind die Häuser, die auf sehr riskante Weise auf schmalen Fels-kämmen erbaut wurden. Alles wurde in seiner Ursprünglichkeit und im typischen Stil der Insel bis heute erhalten.

In früheren Jahren wurde hier intensiv Landwirtschaft betrieben und das Dorf konnte sich darüber finanzieren. Doch das Leben hier war einsam und so wanderten vor allem die jungen Menschen in andere Orte aus. Das hatte zur Folge, dass das Durchschnittsalter im Ort immer höher wurde. Die älteren Menschen waren den Anstrengungen des Ackerbaus nicht mehr gewachsen und so hat die Landwirtschaft an Bedeutung verloren. Ganz verloren gegangen ist sie jedoch nicht. Sie wird auch heute noch betrieben und ist, auf Grund der Wassergalerien, die über Jahrzehnte in den „Monte del Aqua“ getrieben wurden, sehr ertragreich. Die unterirdischen Auffangquellen dienen den Menschen zudem als Trinkwasserreservoir.

Heute leben die Einwohner von Masca hauptsächlich vom Tourismus und von der Gastronomie. Kein Wunder, gibt es doch im Dorf selbst oft mehr Besucher als Einwohner. In den Souveniershops, Bars und Restaurants werden inseltypische Produkte und Spezialitäten verkauft. Und egal ob es nun der leckere Palmhonig, der feine Ziegenkäse, verschiedenes Kunsthandwerk, Naturkosmetika oder auch allerlei Früchte sind- insbesondere die Yame-Frucht, die es nur auf Teneriffa gibt -, alles ist ursprünglich und typisch für die Gegend.

Wer sich für die Kultur des Ortes interessiert, der sollte das Völkerkunde-Museum „Museo Etnográfico“ in Masca besuchen. Es ist in einem historischen Landhaus untergebracht und von Montag bis Samstag in der Zeit von 11.00 Uhr – 17.00 Uhr geöffnet.

Im Museum sind insgesamt sechs Zimmer untergebracht und umfangreich eingerichtet. Sie spiegeln das Leben und die Landwirtschaft früherer Zeiten wieder. Verschiedenes Kunsthandwerk – z. Bps. gewebte Stoffe und Korbflechterei – sind in den Innenräumen ausgestellt. Einen ganz besonderen Eindruck vom Leben im früheren Masca erhält man in den historisch aufgearbeiteten Räumlichkeiten von Küche und Schlafzimmer.

Auch antike Geräte für den Ackerbau und Werkzeuge werden ausgestellt. Man bekommt einen wunderbaren und umfangreichen Einblick in die historischen Zeiten des Ortes.

Das größte Fest des Ortes – die Fiesta de la Consolacion – findet immer in der ersten Dezemberwoche statt. An diesem religiösen Feiertag gibt es eine große Prozession zu Ehren Gottes. Dazu kleiden sich die Bewohner in ihre traditionellen Trachten und spielen ihre Timples – eine Art Ukulele -. Wie in anderen Orten, verstehen es auch die  Bewohner dieses wunderbaren Bergdörfchens zu feiern und so wird nach der Prozession getanzt, gelacht und der edle Rebensaft verzehrt.

Die Masca-Schlucht

Die meisten Gäste, die den Ort Masca besuchen kommen jedoch nicht wegen dem Ort, sondern wegen der einzigartigen und faszinierenden Masca Schlucht – dem „Barranco de Masca“. Sie gilt als eine der schönsten Schluchten Europas. Eingebettet in das nur sehr schwer zugängliche Teno-Gebirge bezaubert sie nicht nur durch ihre gewaltige und grandiose Schönheit, auch die Flora und Fauna sind hier bemerkenswert und können ohne Übertreibung als botanische Faszination bezeichnet werden.

Bevor man eine Wanderung durch die Masca-Schlucht unternimmt sollte man bedenken, dass hier Wandererfahrung von Nöten ist. Denn trotz der Schönheit und Einmaligkeit von Natur und Wanderung, ist der Weg nicht der einfachste. Die beste und schönste Möglichkeit eine tolle Wanderung zu erleben hat man in einer Gruppe mit einem Wanderführer. So kann man sicher gehen, dass man all die wunderbaren Dinge, die die Schlucht bietet, sehen und erleben dabei auf die meist langjährigen Erfahrungen der Wanderführer/innen vertrauen kann.

Der Einstieg in die Schlucht beginnt, wie bereits erwähnt, direkt in dem Bergdorf Masca. Eine kleine, steile Treppe führt hinunter zum Wanderweg. Der Weg durch die Schlucht ist 6 km lang und geht dabei immer bergab bis zum Meer. Er ist gesäumt von einer unglaublichen Vegetation, die zum großen Teil weltweit einmalig ist. Auf dem Weg hinunter findet man Bäume, die es nur noch auf Teneriffa, sonst nirgendwo auf der Welt mehr gibt. Eine Einzigartigkeit und eine Schönheit, die einem oft das Weitergehen unmöglich macht. Man ist bestrebt, all das, was das Auge gar nicht alles erfassen kann, in sich aufzusaugen wie ein Schwamm, in der Hoffnung, es zu einem späteren Zeitpunkt wieder abrufen zu können.

Der Weg ist sehr einsam und fernab jeglicher Zivilisation. Es ist daher sehr wichtig, dass man die Tour nie alleine geht, sondern immer mindestens zu zweit. Ganz wichtig ist auch festes Schuhwerk. Der Weg ist nicht zu vergleichen mit einer Promenade. Daher sind auch Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und eine gute Kondition wichtige Voraussetzungen für diese Tour. Wasser und ausreichend Proviant sollten ebenso wenig fehlen wie eine Regenjacke. Gut sind auch Bergstöcke, da sie den Wanderern einen besseren Halt geben.

Wer diese Dinge beachtet, kann problemlos in das wunderbare und einmalige, fünf bis sechs Stündige Abenteuer Masca-Schlucht starten. Sportliche und erfahrene Wanderer werden diese Tour sicher in drei bis vier Stunden schaffen, aber erfahrungsgemäß ist es besser, immer ein wenig Zeit mehr einzuplanen.
Auf dieser Wanderung sind der eine oder andere Adrenalin-Kick garantiert. Der Weg besteht zum größten Teil aus lockerem Gestein und an manchen Stellen muss man sich durch enge Höhlen zwängen, auf steile Felsblöcke klettern oder auch mal über einen kleinen Bach springen. Menschen mit Höhenangst sollten diese Tour nur machen, wenn sie gewillt sind, diese zu überwinden. Denn es kann vorkommen, dass man sich plötzlich auf einem Felsvorsprung wiederfindet, der gerade einmal „breit“ genug ist, dass die Füße darauf passen. Daneben geht es steil bergab und es ist wichtig, hier die Balance zu halten. Aber keine Angst, hier steht man nicht im Freien. Seile helfen dabei, das Gleichgewicht zu halten und geben einem die Möglichkeit, sich fest zu halten.

Die gesamte Schlucht kann man nur als riesiges, einmaliges und teilweise unglaubliches Erlebnis beschreiben. Grandios – ist wohl eines der wenigen Worte die den Gegebenheiten hier nahekommen. Da die Wanderung sehr anstrengend ist und man meistens vor sich auf den Boden schauen muss ist es sehr wichtig, immer wieder Pausen einzulegen um die Schönheit der Umgebung zu erfassen. Man wird immer wieder in erneutes Staunen versetzt und bekommt ein Gefühl von Freiheit und Sorglosigkeit. Man fühlt sich als Teil der Schlucht, als Teil dieser gigantischen Landschaft, die nur darauf zu warten scheint, immer wieder aufs neue entdeckt zu werden.
Die vielen bunten Blumen zaubern immer wieder aufs neue die verschiedenen Farbtupfer in die Natur. Vögel und Eidechsen begleiten einen auf dem Weg hinunter ans Meer. Auch ein Bach schlängelt sich durch die Landschaft und dient als wunderbare Orientierung. Immer wieder verzaubert er die Umgebung mit eindrucksvollen Wasserfällen, bis auch er schließlich im Meer endet.

Nach einigen anstrengenden, aber auch wundervollen Stunden lichtet sich die hohe Felswand und ein Tal öffnet sich. Man hat den wunderschönen Strand – die Playa de Masca – erreicht. Hier sollte man unbedingt eintauchen in das klare Wasser des Ozeans und die Leichtigkeit spüren, die einen in diesem Augenblick überfällt.

Es ist ratsam, vor Antritt der Wanderung einen Platz auf einem der in der Bucht wartenden Boote zu reservieren. Die 15 minütige Fahrt bringt einen zurück  nach Los Gigantes und bildet einen schönen Abschluss eines abenteuerlichen Tages.

Die Masca-Schlucht wird nicht umsonst als eine der schönsten von ganz Europa bezeichnet. Flora und Fauna sind so umfangreich, dass es kaum möglich ist, alles zu erfassen. Ein traumhaftes und unbeschreibliches Erlebnis, dass man sich, wenn man fit genug ist, nicht entgehen lassen sollte.

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