Hast Du schon eine Nummer?

Jeder der schon einmal auf Teneriffa war hat es schon erlebt, und jeder der einmal den Weg nach Teneriffa findet, wird es erleben.

Da kommt keiner dran vorbei, da ist jeder gleich. Wovon ich rede? Ganz einfach – vom Nummern ziehen.

Obst auf TeneriffaGut, jetzt wird sich der eine oder andere denken, was ist den das für ein Blödsinn. Kein Blödsinn, sondern sinnvolle Realität auf Teneriffa. Egal wo man ist, ohne Nummer geht hier nichts. Ob beim Metzger, an der Fischtheke oder der Käseabteilung im Supermarkt, in der Apotheke, auf der Post oder auf den Ämtern … – überall heißt es erst einmal eine Nummer ziehen.

Klar gibt es immer wieder Menschen (nicht die Einheimischen), die das nicht verstehen und sich darüber aufregen. Aber ich erachte das Nummern ziehen als ziemlich genialen Einfall.

Warum? Nun ich muss nicht aufpassen, wann ich wo an der Reihe bin und mache es einfach so, wie die Tinerfenos. Ein Blick auf meine gezogene Nummer, gefolgt von einem Blick auf die Anzeigetafel und schon weiß ich, wie viel Zeit mir noch bleibt. Diese Zeit kann ich dann in aller Ruhe nutzen. Entweder ein kleines Schwätzchen mit denen, die neben mir warten, oder schon ein Blick in die Auslage, damit ich weiß, was ich heute kaufen will, schnell noch ein Telefonat erledigen, die Sonnenstrahlen genießen, einen Kaffee im Stehen oder im Supermarkt einen Teil Metzger auf Teneriffameiner Einkäufe erledigen. Alles in Ruhe und ohne Hektik, denn drängeln nutzt nichts, ich komme eh erst an die Reihe, wenn meine Nummer aufleuchtet.

Warum nicht einfach ein Lächeln aufsetzten, der Gelassenheit der Tinerfenos seinen Lauf lassen und das Feeling genießen, dass sich einem in jedem Moment auf dieser Insel bietet. Und wenn es mal etwas länger dauert, dann ist es auch nicht so schlimm. Schließlich ist man ja hier auf Teneriffa und nicht auf der Flucht. Hier gehen die Uhren einfach etwas anders als im gewohnten Deutschland.
Schön aufgereiht wie die Glieder an einer Kette in Reihe stehen? Fehlanzeige auf Teneriffa. Hier weiß man seine Zeit besser zu nutzen als mit lästigem Anstehen oder mit der akribischen Verteidigung seines Stehplatzes.

Es ist nicht schwer, sich an die Gepflogenheiten hier zu gewöhnen. Man muss sie einfach nur zulassen.

Veröffentlicht am 07.06.2016