Fiestas

Alfombras de Corpus Christi – Fronleichnamsfest auf Teneriffa

Das Fronleichnamsfest ist eines ist eines der am tiefsten verwurzelten Feste auf Teneriffas und dem gesamten Kanarischen Archipel. Hier drückt sich die Gläubigkeit der Menschen Teneriffas am Deutlichsten aus.

Das Fest Corpus Christi wird auf Teneriffa auf eine ganz besondere Art und Weise gefeiert.

Über die ganze Insel verteilt entstehen auf den Straßen gigantische Teppiche aus Blumen und Sand mit einem unglaublich hohem künstlerischen Wert. Es ist eine alte Tradition, die auf der Insel bereits seit einigen Jahrhunderten lebt und gelebt wird.

Bereits mit der Eroberung der Insel durch die Spanier begann auf Teneriffa die Missionierung der, für die katholische Kirche heidnischen Guanchen, zum christlichen Glauben. Die damaligen Methoden der Kirche scheinen heute sehr zweifelhaft, doch was einst aus Zwang entstand, entwickelte sich zu einem tiefen Glauben, in dem die Tinerfenos noch heute verwurzelt sind.

Die Geschichte der Blumen- und Sandteppiche, die heute das Bild von Fronleichnam auf der Insel prägen und begleiten entstand nicht beabsichtigt, sondern eher aus reinem Zufall.
1847 war es Leonor de Castillo, die vor der Casa Monteverde zum allerersten Mal einen Teppich aus Blumen legte. Leonor de Castillo war eine direkte Nachfahrin des spanischen Eroberers Fernando de Lugo. Sie lebte in hoch herrschaftlichen Adelskreisen und war allseits als eine große Künstlerin bekannt.
Zur damaligen Zeit waren die Feierlichkeiten zum Fest des Corpus Christi fast zu eine „vugären und ausschweifenden Party“ - wie man heute sagen würde – verkommen und der religiöse Gedanke war völlig in den Hintergrund gerückt. Leonor de Castillo überlegte, wie der religiöse Gedanke wieder in den Mittelpunkt der Feierlichkeiten gerückt werden könnte und malte, einer Intuition folgend, ein Bild auf die Straße vor ihrem Haus - zu Ehren des Fronleichnams-Festes. Diese verzierte sie mit bunten Blumen und so entstand der erste Teppich aus Blumen und Sand auf der Insel. Eine Tradition war geboren, die noch heute lebendig ist und in immer größeren und schöneren Ornamenten weiter geführt wird.
Jährlich besuchen tausende von Menschen diese Teppiche und die künstlerischen Aktivitäten der Alfombristas – die Künstler die die Sand- und Blumenteppiche gestalten - werden teilweise live im Internet übertragen.

Insbesondere der Sandteppich vor dem Rathaus in La Orotava – eigentlich ein riesiges Gemälde aus verschiedenem Sand in unterschiedlichen Farben – hat großen Ruhm weit über die Grenzen des Ortes hinaus erworben. Er entsteht in wochenlanger, mühevoller Kleinarbeit und gleich mehrere Alfombristas sind an seiner Entstehung beteiligt. Um dies Arbeiten der Künstler vor Wind und Regen zu schützen werden große Planen um und über das entstehende Kunstwerk gespannt.
Eine Sondergenehmigung erlaubt es den Alfombristas alljährlich teilweise bis zu vier Tonnen Sand aus den Canadas – in unterschiedlichen Steinformationen und in  rund 17 verschiedenen Farbtönen zu holen. Daraus entsteht dann ein meisterhaftes Kunstwerk – direkt auf dem Asphalt -, dass seines Gleichen auf der ganzen Welt sucht.
Im Jahr 2006 wurde in dieses Kunstwerk erstmals ein Mandala aus Himalaja-Sand integriert, das eigens angereiste tibetische Mönche auf den Asphalt „zauberten“.
Ebenfalls waren auch Navajo-Indianer eingeladen, die ein ebenso meisterliches Kunstwerk aus Amazonas-Sand ihrer Heimat kreierten.

Der wohl bekannteste Sandteppich von La Orotava war der allerdings der aus dem Jahr 2007. Er wurde mit einer Gesamtfläche von 859,42 Quadratmeter in das Guinnes-Buch der Rekorde aufgenommen. In gleichen Jahr wurden auch erstmals nichtreligiöse Motive in das Gesamtthema mit aufgenommen. Diese bezogen sich auf die Flüchtlingsströme aus Afrika.

Wenn auch in La Orotava die spektakulärsten und größten Sand- und Blumenteppiche zu finden sind, so ist diese Stadt nicht die einzige, die die alte Tradition pflegt. Auch Orte wie La Laguna, Tocoronte, Puerto de la Cruz, Los Silos, La Caleta de Interian und andere Gemeinden zaubern zu Fronleichnam herrliche, farbenfrohe Motive auf ihre Straßen.

Um die Kunstwerke in ihrer ganzen Pracht und Schönheit betrachten zu können, sollte man sie am Nachmittag, lange vor Beginn der Fronleichnams-Prozessionen betrachten. Die Kunstwerke sind nur von kurzer „Lebensdauer“ und nach den Prozessionen ist von Ihnen nicht mehr viel übrig, oder besser gar nichts mehr übrig.

Die Sandbilder von La Orotava sind mittlerweile als endgültig als Kulturgut anerkannt.