Traditionelles

Die traditionelle Tracht Teneriffas

Die traditionellen kanarischen Trachten erscheinen in bunten und fröhlichen Farben und zieren jede Fiesta, jede Romeria, jeden Bailes de Magos – einfach jedes traditionelle Fest, das auf den Kanaren stattfindet.
Die wundervollen Gewänder ziehen die Blicke, vor allem von Gästen, Besuchern und Urlaubern immer wieder magisch an.
Es gehört einfach zur Tradition der Canarios und der Tinerfenos die liebevoll gearbeiteten, farbenfrohen Outfits zu tragen und damit das Zusammengehörigkeitsgefühl untereinander und ihre Liebe zu ihrer Heimat zu zeigen.

Die unterschiedlichen Trachten und ihre Entstehung


Auf Teneriffa gibt es, wie auch auf den anderen Kanarischen Inseln eine große Palette an Trachten.
Dafür gibt es verschiedene Gründe. Man sollte sich immer vor Augen halten, dass die Entwicklung und die Entstehung von Trachten (übrigens die Bezeichnung für landestypische Kleidung) alles andere ist, als ein homogener Prozess.
Jedes Dorf, jedes Gemeindegebiet, jede Region, der Stand der Menschen in früheren Zeiten, der Beruf der Menschen und vor allem auch jede Epoche hatte und hat Einfluss auf das Aussehen der Tracht.
Wichtig war zudem auch, dass die Kleidung praktisch, ästhetisch aber auch bezahlbar war. Auch alles Punkte, die bei den Entwürfen und der Herstellung der Trachten eine große Rolle spielten.

Heute unterscheidet man ganz klar die sogenannten traditionellen Trachten – die „trajes tradicionales“ - und die landestypischen Trachten – die „trajes típicos“.

„trajes tradicionales“ sind die Trachten, die sich im Laufe von vielen Jahrhunderten herausgebildet haben. „trajes típicos“ hingegen sind sogenannte standardisierte Modelle, die noch heute als Sinnbilder der Gesellschaft dienen.

Trajes típico


Eins der besten und wohl auch eins der bekanntesten Beispiele einer Tracht als kanarisches Symbol, insbesondere auch als Symbol der Insel Teneriffa ist die „traje de La Orotava“. Diese Tracht entstand vor ca. 65 Jahren und ist ein Zusammenspiel aus den traditionellen Vorläufern der verschiedenen Dörfer der Region um die Gemeindegebiete La Orotava und Los Realejos und unterschiedlichen Elementen, die erst später hinzugefügt wurden.
Diese Tracht wird vorrangig auf Fremdenverkehrsmessen/Urlaubsmessen genutzt, die ja bekanntlich in der ganzen Welt stattfinden. Die Besucher der Messen wissen zwar nicht, dass es sich hier um eine Tracht aus La Orotava handelt, aber die Kleidung selbst wird immer und sofort in Verbindung gebracht mit den Kanarische Inseln. Dies ist die wichtigste Funktion einer „traje típico“, bei der es unter anderem viele Accessoires gibt, die im Gegensatz zu den Accessoires der „traje tradicionales“ keinen praktischen Nutzen haben.

So zum Beispiel der Hut der Frau. Dieser ist bei der „traje tipico“ nicht nur sehr klein – somit kann er nicht wie sonst üblich als Sonnenschutz verwendet werden – er wird auch schräg aufgesetzt, damit die Trägerin einfach ein wenig frecher aussieht und vor allem auch etwas koketter in Erscheinung tritt. Der Umhang ist bei dieser Tracht viel zu klein. So kann er die Trägerin nicht vor der Kälte schützen und stört bei zu hohen Temperaturen bloß. Aus diesem Grund wird er vielfach einfach nur um die Hüfte gebunden. Auch die Schürze kann auf Grund ihrer „Größe“ ihrer eigentliche Bestimmung – die unter ihr liegende Kleidung vor Verschmutzung zu schützen – nicht mehr gerecht werden.
Die Farben des Rockes sind bunt und leuchtend und sie werden durch das intensive weiß des Unterrocks – der seitlich und unten sichtbar ist, sobald der Rock gerafft wird – in besonderer Weise hervorgehoben.
Die Muster der Mieder der Damen-Trachten und auch die der Westen der Herren  sind allesamt phantasievoll bestickt. Die Männer tragen dazu die „faja“ - ein farbenfrohes, leuchtendes, breites Bauchband.

Trajes tradicional


Schaut man sich dagegen die „trajes tradicional“ an, so kann man feststellen, dass sie keinerlei Feinheiten aufweist. Ihnen ist die rustikale Einfachheit anzusehen. Die Röcke der Damen-Trachten wurden vor dem 19. Jahrhundert aus einfarbigen oder gestreiften Woll- oder Leinenstoffen hergestellt. Damals erfolgte sowohl die Einfärbung – immer mit natürlichen Mitteln wie Cochinilla, Orchilla, Feigen oder auch Zwiebelschalen – als auch die komplette Verarbeitung in Handarbeit.
Zur damaligen Zeit hatte jeder Tinerfenos drei verschiedene Arten von Trachten. Da war einmal die Alltags- und Arbeitstracht, dann die Festtagstracht – diese konnte nach jahrelangen tragen auch zur Alltagstracht werden – und die Tracht, die nur zu ganz besonders festlichen Angelegenheiten, wie zum Beispiel einer Hochzeit, getragen wurde.

In früheren Zeiten war es, was die Kleidung anging, nicht so übertrieben wie heute. Die Tinerfenos hatten nicht besonders viele und unterschiedliche Kleidungsstücke. Und bei denen die sie hatten, stand in erster Linie der praktische Aspekt im Vordergrund. Wichtig war, dass die Kleidung lange hielt und möglichst auch noch an die Nachfahren vererbt werden konnte. Noch heute kann man in den Museen der Insel die großen Teakholz-Truhen bewundern, in den diese Kleidung aufbewahrt wurde. So konnte gewährleistet werden, dass die Motten nicht über die „guten Stücke“ herfielen und auch sonst keine anderen äußeren Einflüsse ihnen etwas anhaben konnten.

Mit der Einfuhr neuer und vor allem sehr viel preiswerterer Stoffe und Materialien änderte sich für die Schneider der Insel alles. Eine neue Welt eröffnete sich ihnen und somit viele neue und bis dahin unbekannte Möglichkeiten. Damit wurde ein neues Zeitalter der Trachten eingeläutet. Denn nun wurden andere, wunderschöne und teilweise auch ausgefallene Trachten-Modelle entworfen und geschneidert, die sich ganz erheblich von der alten Trachten-Generation unterschied.

Die Grundelemente einer jeden traditionellen Tracht stammen nicht nur aus verschiedenen Epochen, sondern auch aus ganz unterschiedlichen, vor allem europäischen Regionen. Ein schönes und anschauliches Beispiel stellt dabei die Kniebundhose der Männer dar. Das oft seitlich mit Knöpfen verzierte Beinkleid stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist der „boarischen Lederhosen“ gleichen Schnitts in vielem sehr sehr ähnlich.

Bevor man auf der Insel begann Hüte zu tragen, war es die nicht allzu häufig anzutreffenden „montera“ - mützenartige – die die Köpfe der Tinerfenos bedeckte. Diese, aus dem Mittelalter stammende Kopfbedeckung aus Stoff war einfach und in der Herstellung um einiges günstiger als Hüte. Noch heute wird die „montera“ von Toreros getragen.

Immer im Trend der Zeit? Nicht auf Teneriffa

Die Kanarischen Inseln und somit auch Teneriffa – abgeschieden und weit weg vom europäischen Kontinent – konnte man in früheren Zeiten nicht wirklich als Inbegriff von neuen und modischen Trends bezeichnen. Denn diese erreichten die Insel des ewigen Frühlings stets mit sehr viel Verspätung. Bei diesen Verspätungen redete man nicht von Wochen oder Monaten. Teilweise dauerte es mehrere Jahrzehnte bis die neue Mode auf der Insel Einzug hielt.

Auch die kann an einem schönen Beispiel verdeutlicht werden – hier an der „manguitos“ eine Tracht, die bei der Garderobe der Frauen, oberhalb des Ellenbogens weite Ärmel hatte. Diese Art der Mode wurde in Spanien in der Zeit der Regierung von Königin Isabella – sie bestieg 1474 den spanischen Thron – getragen. Auf Teneriffa war diese Tracht noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts sehr beliebt.

Es war ungefähr auch zu dieser Zeit, als neue Jacken sich den Weg in die Welt der Trachten suchten. Diese Jacken hatte man sich sehr stark bei der englischen Mode der damaligen Zeit „abgeschaut“. Dabei konnte man erkennen, dass die Trachten der Frauen neue Elemente, wie zum Beispiel „tocas“ und „matillas“ enthielten. Hierbei handelte es sich um Stoffe und Schleier aus dem jüdischen und arabischen Raum, deren Ursprung teilweise bis in die Antike zurück geht. Diese Stoffe und Schleier wurden dazu genutzt, den größten Teil des Kopfes und des Halses der Frau zu bedecken. Diese Kleidungsstücke werden heute meist nur noch zu religiösen Anlässen getragen. 

Die Tinerfeos waren, genau wie alle anderen Canarios, sehr arme Menschen. Diese Armut war es, die sie dazu zwang, ihre Kleidung oft über Jahrzehnte hinweg zu tragen. Die Trachten auf allen Inseln ähneln sich und unterscheiden sich oft nur durch ein paar Kleinigkeiten.

Heute ist die traditionelle Tracht ein Zeichen der Verbundenheit mit der Heimat und der Vergangenheit der Heimat. Die Tinerfenos tragen ihre Trachten mit großem Stolz und  es ist ihnen immer wieder anzusehen, welchen Genuss es ihnen bereitet, sich in die wunderschönen und farbenprächtigen Gewänder zu hüllen und damit die alten Traditionen weiter leben zu lassen. 

Lo Devino

Lo Devino – es ist das traditionellste Weihnachtslied der Kanarischen Inseln. Dieses Anfang des 20. Jahrhunderts von dem Tinerfeno Fermin Cedrés komponierte Lied ist ein fester Bestandteil des traditionellen Liedguts der Insel Teneriffa.
In der Advents- und auch in der Weihnachtszeit wird dieses Lied und weitere, ebenfalls typische kanarische und spanische Weihnachtslieder überall auf der Insel gespielt und von den wundervollen Folkloregruppen der einzelnen Regionen zum Besten gegeben.